Homoerotik – Homosexualität – Homophobie

Vortrag im Zuge des 3. Weltkongresses für Psychotherapie-Wien, 14. bis 18. Juli 2002

Dass Homosexualität eine Entwicklungsvariante und somit eine Ausdrucksform mensch-lichen Lebens ist, gehört zum Erkenntnisstand des vorigen Jahrhunderts. Heterosexualität und Homosexualität sind demnach verschiedene Ausprägungen der einen vielgestaltigen menschlichen Sexualität.

Wir stellen uns gerne als aufgeschlossene und tolerante Menschen dar und halten auch vor uns selbst an diesem Bild mit großer Beharrlichkeit fest. Prüfen wir jedoch die Vorstellung, die weite Kreise - und leider auch viele "Fachleute" aus den therapeutischen, sozialen und seelsorglichen Berufen - von gleichgeschlechtliche empfindenden und l(i)ebenden Frauen und Männern in sich tragen, so müssen wir feststellen, dass hier nach wie vor ungeprüfte Bilder bestehen und weitergegeben werden, die wenig mit der Lebensrealität dieser Menschen zu tun haben und durch grobe Einseitigkeiten und Verzerrungen geprägt sind.

Homophobie ist die irrationale Angst vor homosexuellen Menschen und ihren Lebens-weisen. Sie wird leider bis heute noch von konservativ-patriarchal geprägten Männern, PolitikerInnen, Kirchenfürsten, aber auch PsychotherapeutInnen, geschürt. Die Folge: Antihomosexuelle Gewalt und eine gesellschaftliche Atmosphäre des "Heterosexismus", d.h. einer Einstellung, die jede nicht-heterosexuelle Form von Identität und Verhalten ablehnt und stigmatisiert.

Im Vortrag geht es um eine kritische Konfrontation mit krankmachenden Doktrinen und Strukturen - in Gesellschaft und Kirchen, aber auch in der Psychotherapie. Hintergrund ist der systemische Ansatz des Konstruktivismus. Dazu gehört eine genaue Information über das Selbstverständnis und den (oft schmerzvollen) Coming-out Prozess homosexueller Menschen, die Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität, der eigenen verinnerlichten Homophobie, dem Wandel von Familie und "typischen" Rollenzuschreibungen etc. und die Überzeugung, dass Psychotherapie eine gesellschaftskritische Funktion hat.

Erfahrungsmangel und (unbewusste) Unsicherheiten von professionellen BeraterInnen werden von homosexuell orientierten Menschen schnell wahrgenommen und haben bei zuwenig Kenntnis heutiger Humanwissenschaften und der Lebensrealitäten von homo-sexuellen Jugendlichen, Frauen und Männer sowie der fehlenden Auseinandersetzung eigener homoerotischer Anteile einen negativen Einfluss auf die Beratung.

Im Vortrag geht um Grundlagen und Ansätze einer fachlich fundierten Beratung von homosexuelle Menschen und Paaren in deren "Systemen"

ReferentInnen

Johannes Wahala
Mag. Johannes Wahala
Psychotherapeut, Sexualtherapeut, Coach, Supervisor, Sexualwissenschaftler, Pädagoge, Theologe; Präsident und Lehrtherapeut der Österreichischen Gesellschaft für Sexualwissenschaften (ÖGS), Sprecher des Fort- und Weiterbildungsausschusses der ÖGS-Sexualakademie, Leiter der Beratungsstellen COURAGE, Mitglied des interdisziplinären Arbeitskreises “Trans* Inter* Geschlechtlichkeit und Psychotherapie“ im ÖBVP, Lehrbeauftragter für Sexualberatung/-therapie.
Homepage: www.wahala.at
E-Mail: j.wahala@courage-beratung.at

Publikation

Thomas M. Hofer / Johannes Wahala, Abgesetzt von Schönborn: Österreichs Kirchenkrise und der Fall Wahala; Überreuter, Wien 1999.

Vortrag

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Mag. Johannes Wahala Vortrag WCP2002
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