WS 1

Online-Foren als neue Orte sexuellen Erfahrungsaustausches

Nicola DÖRING

Online-Foren als neue Orte sexuellen Erfahrungsaustausches

In diesem Workshop werden sexualbezogene Online-Foren betrachtet, in denen Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, Geschlechter, sexueller Orientierungen, familiärer und kultureller Hintergründe sexuelle Erfahrungen austauschen, sich gegenseitig bei Fragen und Problemen beraten und Phänomene der sexuellen Kultur diskutieren. Sehr aktive deutschsprachige Foren werden exemplarisch vorgestellt: Welche Themen behandeln sie? Welchen Mitgliederkreis haben sie? Welche Positionen werden vertreten? Wie ist die Diskussionskultur zu beschreiben? Einzelne Diskussionsstränge werden inhaltlich betrachtet.

Praktische Relevanz: Sexuelle Online-Foren lassen sich zunächst aus der Beobachtungsperspektive als Informationsquellen nutzen. Zudem erschließt eine aktive Beteiligung an ihnen Ressourcen und Lernmöglichkeiten, ist aber auch mit Risiken verbunden.
WS 2

Wie verändert das Internet die Sexualität?

Martin DANNECKER & Richard LEMKE

Wie verändert das Internet die Sexualität?

In dem Workshop soll im Anschluss an den Vortrag von Martin Dannecker der Frage nachgegangen werden, ob und inwieweit das Internet die Sexualität verändert. Verbleiben die sexuellen Grenzüberschreitungen, zu denen es beim Chatten nicht selten kommt, im virtuellen Raum, oder führt das Chatten zu einer Veränderung des individuellen sexuellen Skripts? Oder anders gefragt: Kommt es durch das Chatten zu einer Sexualisierung von sexuellen Verhaltensweisen, die vorher aus den sexuellen Vorstellungen ausgeschlossen waren? Anhand eines Chatprotokolls soll ferner das Phänomen der „Nachbearbeitung“ realer sexueller Erfahrungen im virtuellen Raum erörtert werden.
WS 3

Kennenlernen im Internet

Arne DEKKER

Kennenlernen im Internet

XXX
WS 4

(Wie) Verändert das Internet die Sexualitäten von Frauen?

Kerstin PIRKER

(Wie) Verändert das Internet die Sexualitäten von Frauen?

ACHTUNG! Ausschließlich für Frauen!

Frauen nutzen das Internet sehr selbstverständlich. Sie versenden Emails, surfen, chatten, skypen, posten, bloggen, facebooken. Sie suchen Informationen, buchen Urlaube, nutzen Internet Banking und kaufen virtuell ein, um nur einiges davon zu nennen. Sie nutzen online Beratungsangebote zu diversen Lebensfragen. Sie sind in frauenspezifischen Foren stark vertreten. Sie stoßen unverhofft oder zielgerichtet auf Pornografie. Sie suchen PartnerInnen via Internetkontaktvermittlung oder lernen diese bei Facebook kennen.

Im Internet wie im realen Leben finden wir die stereotype Darstellung:
Der männliche heterosexuelle Nutzer, der an seinem Laptop oder Smartphone surft, ist Akteur und Adressat. Der weibliche Körper als kollektives Bild dient als Lockvogel und immer wieder neu inszeniertes Objekt der Begierde.
An Ihn richten sich unzählige Sexdienste, Pornoseiten, Pop-ups, Sexchats, Sexkontakte „auch in deiner Nähe“. Sie muss bewusst und gezielt suchen, um zur Akteurin zu werden.

Kerstin Pirker hat 18 Frauen in Tiefeninterviews zu ihren Internetgewohnheiten bezüglich Sexualität befragt.
Im Workshop setzen wir uns anhand zweier ausgewählter Beispiele mit der Frage auseinander, ob und inwiefern das Internet den selbstbewussten Umgang von Frauen mit eigenen sexuellen Vorlieben und Bedürfnissen fördert.

• Findet im Netz ein virtuelles Vorspiel statt, das im realen Sexkontakt mündet, den frau selbstbestimmt steuert?
• Verbessert die digitale Auswahl eines Sexualpartners, einer Sexualpartnerin die realen Körpererfahrungen von Frauen?
• Wie verhält sich der virtuelle Kick zur realen Lust von Frauen?
• Machen Frauen im und durch das Netz andere Sexerfahrungen und wenn ja, welche?
WS 5

Pornografie und sexueller Wandel

Sven LEWANDOWSKI

Pornografie und sexueller Wandel

In der Öffentlichkeit wird der soziale Wandel der Sexualität vielfach mit einer (angeblichen) „Pornographisierung“ der Gesellschaft verbunden. Eine genauere Analyse kann jedoch zeigen, dass die Rede von einer derartigen „Pornographisierung“ sowohl kurzsichtig als auch moralisch motiviert ist.
Um das Verhältnis von Pornographie und sexuellem Wandel fassen zu können, muss man sich von der These einer „Pornographisierung“ der Gesellschaft verabschieden, da sie einen analytischen Zugang zum Verhältnis von Pornographie und Gesellschaft eher blockiert als eröffnet. Zunächst ist also die Pornographisierungshypothese kritisch zu hinterfragen; sodann sind alternative und realitätsadäquatere Deutungsmuster besagten Verhältnisses zu erörtern. Um solche zu entwickeln und das Verhältnis von Pornographie und sexuellem Wandel realistisch einschätzen zu können, müssen historische wie soziologische Perspektiven einbezogen werden. Zu fragen ist sowohl nach der Bedeutung der Pornographie für die Herausbildung der modernen Sexualität als auch danach wie sich die moderne Sexualität in der Pornographie widerspiegelt. Verkürzt man hingegen die Analyse auf eine Beeinflussung der Sexualität durch die Pornographie, so verfehlt man das wechselseitige Verhältnis von Pornographie und sexuellem Wandel.

Der Pornographisierungshypothese wollen wir die These gegenüberstellen, dass die zeitgenössische Pornographie die Grundstrukturen der Sexualität der modernen Gesellschaft eher reflektiert als dass sie sie formt.

Nicht zuletzt wäre zu fragen, warum die heutige Gesellschaft ihr Verhältnis zum Pornographischen als „Pornographisierung“ der Gesellschaft beschreibt?
WS 6

Was machen Jugendliche mit Pornografie?

Silja MATTHIESEN

Was machen Jugendliche mit Pornografie?

Was wissen wir darüber, wie Jugendliche das, was sie in Pornos sehen, mit ihrer eigenen Sexualität verbinden? Empirisch wussten wir bis vor wenigen Jahren hierzu kaum etwas und dieser Mangel an Daten trug dazu bei, dass Pornografie vielfach ausschließlich als Risikofaktor der Sexualentwicklung thematisiert wurde. Dementsprechend sind die Chancen des Pornografiekonsums, also mögliche positive Auswirkungen – wie Aufklärung und Wissensvermittlung, Lust, Diversifizierung sexueller Praktiken, Abbau von Vorurteilen, Erweiterung des Spektrums sexueller Fantasien und Verhaltensweisen – bislang kaum erforscht.
Ausgehend von den eigenen Erfahrungen mit Pornografie und sexuellen Angeboten im Netz, sollen in dem Workshop aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse zum Pornografiekonsum von Jugendlichen vorgestellt und diskutiert werden. Dabei geht es vorrangig um die Frage: „Was machen Jugendliche mit Pornografie?“, wie gehen sie allein, als Paar, in der Peergroup und in der Familie damit um und wie fügt sich der Pornografiekonsum in die soziale, sexuelle und geschlechtsbezogene Entwicklung der Adoleszenz.
WS 7

Internetsexsucht

Kornelius ROTH

Internetsexsucht

Verschiedene Untersuchungen haben die Rate der Internetabhängigkeit in westlichen Ländern mit ungefähr 3-4% ermittelt, wobei dem süchtigen Potential im Online Gaming das größte Interesse entgegengebracht wurde. Im Kontrast dazu wurde der Internetsexsucht bisher erstaunlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl geschätzt wird, dass Cybersexsüchtige ein Drittel der Gruppe der Internetabhängigen ausmachen und zunehmend junge Männer sich betroffen erleben und nach psychotherapeutischer Hilfe suchen. Diese Diskrepanz erklärt sich zum einen aus der Natur dieser Sucht. Bei der Internetsexsucht, einer Untergruppe der Sexsucht, handelt es sich um eine verdrängte, stille und heimliche Sucht, gewissermaßen eine Schamsucht. Zum anderen deutet es an, dass der Verdrängungsprozess beim einzelnen auch vor der Gesellschaft oder ihrer Wissenschaften nicht haltmacht. In dem Seminar sollen spezifische Ausdrucksformen der Internetsexsucht besprochen, seine Folgen, Diagnostik, die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Sucht- und Abhängigkeitsformen sowie die psychotherapeutische Praxis, die aus einem multimodaler Therapie besteht mit verhaltenstherapeutischen und tiefenpsychologischen Elementen.
WS 8

Internetsexualität in Beratung und Psychotherapie

Sandra GATHMANN & Johannes WAHALA

Internetsexualität in Beratung und Psychotherapie

Nicht zuletzt in Beratung und Psychotherapie wird die tatsächlich erlebte Realität der so genannten „virtuellen Welt“ unterschätzt, in der (auch) KlientInnen PartnerInnen suchen und finden, soziale Kontakte, Liebesbeziehungen und Sexualität(en) leben, in bisher ungelebte Rollen schlüpfen, als PornokonsumentInnen oder auch –regisseurInnen tätig sind, Beratung und Hilfe auf Foren suchen und Intimstes mit scheinbar Fremden in Chats austauschen.

So sehr das Internet für viele zu einem selbstverständlichen Teil ihres Alltags geworden ist, so wenig schlägt sich das bedauerlicherweise in Beratung und Psychotherapie nieder: Nicht selten wird Internet – wenn überhaupt! – nur dort Thema, wo „Krankheitswertiges“ vermutet wird: „Cyber-Sexsucht“ oder auch spezielle sexuelle Präferenzen sind es meist, die ExpertInnen „alarmieren“ und nicht selten maßgeblich verunsichern. Betrachtet man jedoch Beziehungen und Sexualitäten in den neuen Medien als mögliche, interaktive Facette des individuellen „sexuellen Profils“ eines Menschen, so gilt es künftig auch, diese wertschätzend, offen und neugierig in den Beratungs- und Therapieprozess mit ein zu beziehen.

Dieser Workshop soll die TeilnehmerInnen ermutigen, das Internet und dessen Bedeutung für die KlientInnen in den Beratungs- und Therapieprozess zu integrieren – und damit eine unschätzbar große Fülle von Handlungs- und Gestaltungsspielräumen zu eröffnen!
WS 9

Herausforderung Vielfalt – sexuelle Bildung und neue Medien

Sabine ZIEGELWANGER & Clemens HAMMER

Herausforderung Vielfalt – sexuelle Bildung und neue Medien

Junge Menschen sind in eine Welt hineingeboren worden, in der das Internet einen wichtigen, normalen und unersetzbaren Lebensraum für die Entwicklung der eigenen sexuellen Identität und mögliche damit in Zusammenhang stehende Handlungen spielt. Internet ist Normalität – Internet ist Alltag: Es wird nach Informationen gesucht; mit Scham, Ekel und erwachender Lust werden pornografische Materialien angeschaut. Man flirtet, datet, präsentiert seinen Körper, vergleicht. Es entstehen Liebesbeziehungen; es wird gemobbt und geliked...

Die Erwachsenenwelt steht dieser Entwicklung häufig ängstlich gegenüber – zahlreiche Medien schüren Schauermärchen z.B. über mögliche Konsequenzen jugendlichen Pornokonsums. ExpertInnen warnen und beruhigen zugleich. Auf jeden Fall tauchen viele Fragen im Zusammenhang mit sexueller Bildung und Internet auf.

Wir stehen vor der Aufgabe, Menschen mit unterschiedlichsten Identitäten, Bedürfnissen und Nutzungsprofilen zu begleiten. Dabei tauchen viele Fragen auf: Worin besteht die Aufgabe sexueller Bildung? Wie kann man dieser Vielfalt an Bedürfnissen sexualpädagogisch gerecht werden (z.B. in der Arbeit mit pluralisierten Gruppen)? Wie kann man Kinder/Jugendliche vor pornografischem Material schützen – oder muss/soll man das gar nicht? Wie weit können Ältere mit einer generationsbedingt anderen sexuellen Sozialisation Jüngere gut beraten und begleiten? Welche Möglichkeiten und welche Gefahren bringt das Internet mit sich? Welche Informationen brauchen wir dafür? Welche Haltung ist notwendig, damit sexuelle Bildung auch ankommt?

Der Workshop versucht, diese und weitere im Zusammenhang stehende Fragen auf interaktive, praktische Art und Weise zu erarbeiten.
WS 10

„Cybernanny“: Empowerment vs. Zensur im Internet

Barbara BUCHEGGER

„Cybernanny“: Empowerment vs. Zensur im Internet

Sich im Internet über Sex zu informieren, Pornos zu konsumieren, freizügige Bilder austauschen, neue Leute kennen lernen, neue Geschlechtspartner/innen finden, das Internet wird für Jugendliche heute immer mehr ein alltäglicher Bestandteil, ich im sexuellen Bereich. Dies hat seine positiven Seiten, wie auch Herausforderungen: Sexting mit Erpressung nimmt zu, die Fälle von Grooming betreffen mehr und mehr Kinder und Jugendliche. Erwachsene reagieren hier oft zwischen Panik/Kontrollwahn und Ignoranz. Sehr oft ist große Hilflosigkeit bei den Erwachsenen zu spüren, wenn es um das Verhalten der Jugendlichen in diesem Bereich geht. Dieser Workshop geht der Frage nach, wie Erwachsene hier kompetent umgehen können. Wie ein sinnvoller Mittelweg eingeschlagen werden kann und wie Eltern und erwachsene Bezugspersonen, wie Lehrkräfte oder Jugendarbeiter/innen hier begleiten können.