WS 1

Ist die Sexualität individuell verhandelbar?

Martin Dannecker

Ist die Sexualität individuell verhandelbar?

Nach einer geläufigen Auffassung ist die traditionelle Sexualmoral von der Verhandlungsmoral abgelöst worden. Dabei spielt der sprachliche Austausch, also die Verbalisierung von sexuellen Wünschen und Abneigungen eine bedeutsame Rolle. Die Kommunikation über Sexualität hat jedoch eine weitere Dimension, die sich gleichsam metasprachlich auf die jeweiligen Sexualkörper bezieht. Nachgegangen werden soll in dem Workshop der möglichen Differenz zwischen verbaler und körperlicher Kommunikation über Sexualität. Und es soll der Frage nachgegangen werden, ob auch die "geheimen sexuellen Wünsche" in die Verhandlung über Sexualität Eingang finden oder nicht.
WS 2

Höher, weiter, schneller - Performanceoptimierung und Sexualität

Harald Krutiak

Höher, weiter, schneller - Performanceoptimierung und Sexualität

Unsere Kultur ist von Optimierung geprägt: Leistung, Ertrag, Lust sollen gesteigert werden. Kapitalismus funktioniert auf dieser Grundlage.
Im sexuellen Kontext wird dies in einem Streben nach maximaler "Performance" und Empfindung sichtbar.
Gerade von pharmakologischer Seite gibt es mannigfaltige Strategien zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und Empfindung: Potenzmittel und Drogen versprechen ungeahnte Höhen der körperlichen und empfindsamen Möglichkeiten.
In diesem Workshop sollen Möglichkeiten und Risiken dieser Entwicklung entwickelt und präsentiert werden. Insbesondere der Aspekt der spezifischen inter- und intraindividuellen Wahrnehmung im Zusammenhang dieses Trends soll im Zentrum der gemeinsamen Arbeit stehen. Neben Vortrag wird die Selbsterfahrung der Teilnehmer in Einzel- und Gruppenarbeit zentralen Raum einnehmen.
WS 3

In Dir begegne ich mir selbst – über Beziehungsmuster und Körperresonanz

Bettina Vibhuti Uzler

In Dir begegne ich mir selbst – über Beziehungsmuster und Körperresonanz

Die sehr einfache Übung „In die Augen schauen“ ist ein fabelhaftes Diagnoseinstrument in der therapeutischen Arbeit mit Paaren. Bereits innerhalb weniger Minuten werden Beziehungsmuster aktiviert, die sich auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen zeigen können und die das Erleben unserer Selbst und unseres Gegenübers maßgeblich beeinflussen. Jemandem in die Augen zu schauen kann eine große Herausforderung und eine sehr intime Übung sein. Sie können dabei tief mit sich selbst in Kontakt kommen und Sie können sich ebenso darin verlieren.

In diesem Workshop können Sie die intensive Wirkung dieser Übung erfahren und erforschen, inwieweit Ihre Muster auch mit einem fremden Gegenüber aktiviert werden können.
WS 4

Das Sexuelle in der Beziehung von Kind und Erwachsenen

Ilka Quindeau

Das Sexuelle in der Beziehung von Kind und Erwachsenen

In einer bestimmten Entwicklungsphase, meist zwischen 4 und 5 Jahren – in der klassischen Psychoanalyse Ödipuskonflikt genannt, wenden sich Kinder mit ihrer körperlichen Anziehungskraft auch an Erwachsene, an Frauen und Männer gleichermaßen. Sie üben damit sowohl auf Eltern als auch auf professionelle Bezugspersonen eine verführerische Wirkung aus, die verunsichert und nicht selten Angst macht. Daher wird sie zumeist abgewehrt und verleugnet.

Es handelt sich jedoch um eine normale, regelhafte Beziehungsdimension, die professionell beantwortet werden muss. Um den Kindern angemessen Grenzen setzen zu können, ist es notwendig, sich mit dem eigenen Erleben auseinanderzusetzen.

Der WS bietet Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur Reflexion.
WS 5

Arbeiten mit transidenten/nicht binär empfindenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Elisabeth Vlasich, Johannes Wahala

Arbeiten mit transidenten/nicht binär empfindenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Die rasch und deutlich ansteigende Zahl von jungen trans*ident/gender*dysphorisch bzw. non*binary/gender*fluid empfindenden jungen Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren in den letzten Jahren hat die Beratungsstelle COURAGE Wien 2010 veranlasst, eine psychotherapeutische Gruppe für diese Zielgruppe ins Leben zu rufen. Bisher haben etwa 100 Jugendliche an den Gruppen YOUNG*TRANS teilgenommen.

Warum wurde eine Gruppentherapie initiiert?
Um einerseits die Vielfalt an Trans*Identitäten/Geschlechts*Identitäten leben zu können, sich mit gleich/ähnlich empfindenden jungen Menschen auszutauschen, sich gegenseitig zu stützen und eine psychosoziale Begegnungsbühne zu haben. Oft stellt der Besuch der Gruppe eine erste Möglichkeit dar, die eigenen – oft auch irritierenden – Empfindungen zu artikulieren und diese anderen Menschen – also Gruppenteilnehmer*innen und Psychotherapeut*innen – mitzuteilen. Die jungen Menschen können im geschützten Rahmen ihre Ängste und Unsicherheiten äußern, diese bearbeiten und neue Möglichkeiten und Wege für ihr Er-Leben entwickeln und ausprobieren.

Die Jugendlichen erleben die Gruppe als sehr hilfreich, unterstützend und schützend, aber oftmals auch herausfordernd, vor allem was die Infragestellung/Reflexion von inter-nalisierten Geschlechtsrollenstereotypen und die Entwicklung tragfähiger Lebens- und Beziehungsperspektiven betrifft. Wir Therapeut*innen – wir leiten die Gruppe im Gender*Team – sind immer wieder erstaunt, wie respektvoll in den Gruppen mit den unterschiedlichen Geschlechts*Identitäten umgegangen wird.

Welche Themen beschäftigen die Jugendlichen?
Coming Out (wann, wen, wie…), Sexualität, Partnerschaft, Kleidung, Passing, Zuschreibung von Geschlechterrollen, Körperbild (inneres Körperbild und physische Realität), Möglichkeiten und Grenzen der gegengeschlechtlichen Hormontherapien und der geschlechtsangleichenden Operationen, Umgang mit „Früher“, dem „alten Ich“, und viele Themen mehr.

Im Workshop, der mit Jugendlichen der Gruppe YOUNG*TRANS gestaltet wird, geht es um die lebensspezifischen Themen und die besonderen Lebensbedingungen sowie den daraus resultierenden Lebensstilen von Trans*Gender Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
WS 6

Homosexuell – das ist nicht alles, aber es gehört zu allem, was wir sind. - Professionelles Arbeiten mit Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Regenbogenfamilien

Elisabeth Cinatl, Wolfgang Wilhelm

Homosexuell – das ist nicht alles, aber es gehört zu allem, was wir sind. - Professionelles Arbeiten mit Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Regenbogenfamilien

Menschen, die gleichgeschlechtlich empfinden, sind bereits in vielen rechtlichen Belangen in Österreich gleichgestellt - sind sie es aber wirklich? Wieso gibt es immer noch Beschimpfungen wie "Du schwule Sau“ - im Klassenzimmer, am Arbeitsplatz, im Alltag? Warum müssen sich lesbische Frauen noch immer rechtfertigen und gegen das Vorurteil ankämpfen, männerfeindlich zu sein? Weshalb wird bisexuell empfindenden Menschen die Entscheidungsfähigkeit abgesprochen? ...

In dem Workshop geht es sowohl um die Interpretation von Zahlen, Daten, Fakten aktueller Forschungsergebnisse, um die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Vorurteilen und eigenen verinnerlichten Bildern, sowie um Grundlagen für die therapeutische/beraterische Arbeit mit Lesben,Schwulen, Bisexuellen und Regenbogenfamilien. Ziel ist es, Einblicke in die Lebensrealitäten von Lesben und Schwulen und ihren Familien zu bekommen, die noch immer von Vorurteilen, Diskriminierungserlebnissen bis hin zu Gewalterfahrungen geprägt sind, und eigene diskriminierungsfreie und Diversity-taugliche Ansätze zu entwickeln.
WS 7

„Es gibt kein anderes Thema, das so heikel ist.“ – Zum Umgang mit Sexualität in pädagogischen Einrichtungen

Uwe Sielert

„Es gibt kein anderes Thema, das so heikel ist.“ – Zum Umgang mit Sexualität in pädagogischen Einrichtungen

Am Beispiel der Vorgänge in der Mainzer Kindertagesstätte „Maria Königin“ (2015) wird die Wirkmächtigkeit gesellschaftlicher Gefahren- und Sicherheitsdiskurse demonstriert und über Präventionsmöglichkeiten nachgedacht.

Hinzu kommen empirischen Ergebnissen aus einer Kieler Studie zu Sexualkulturen in Kindertagesstätten, Heimen der Erziehungshilfe und Schulen, anhand derer im Workshop vertiefende Fragen zum Vortrag bearbeitet werden können:

• Welche verschiedenen Kulturtypen sind in der Praxis unterscheidbar?
• Wie gehen Fachkräfte mit Erotik, Begehren und Lust einerseits und Grenzüberschreitungen sowie diversen Formen der Tabuisierung und Diskriminierung andererseits um?
• Welche Möglichkeiten der sexuellen Bildung und Sexualkulturgestaltung können implementiert werden?
WS 8

Hautnah – Lebensqualität durch Berührung und Nähe. Sexualassistenz

Nina de Vries

Hautnah – Lebensqualität durch Berührung und Nähe. Sexualassistenz

Welche Möglichkeiten Sexualität direkt zu erleben, sei es mit sich selbst oder auch mit jemand anderem, hat jemand, der/die sich auf Grund einer Körperbehinderung nicht selbst berühren kann? Welche Möglichkeiten eine direkte so genannte sexuelle Erfahrung zu machen hat eine Frau oder ein Mann, der/die nicht oder nicht mehr in der Lage ist, das was wir eine Beziehung nennen einzugehen? …

Hilflosigkeit, Unwissen aber auch die regelrechte sture Weigerung diese Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte zu beachten, kann zu großer Einsamkeit, emotionalem und körperlichem Verhungern, Zwangshandlungen, Verspannung, Verkrampfung, (Selbst-) Verletzungen, Unzufriedenheit, „störendem“ Verhalten etc., führen. Sexualassistenz kann da eine mögliche Lösung sein.

Es ist wesentlich, dass Menschen, die mit Menschen mit einer kognitiven
Behinderung, Menschen mit Autismus, dementen Menschen… arbeiten, eine entspannte, offene Grundhaltung ihrer eigenen Sexualität gegenüber haben. Wenn das nicht der Fall ist, werden sie auch nicht angemessen auf die Bedürfnisse ihrer „Schützlinge“ eingehen können.

Im Workshop werden vertiefend folgenden Themen behandelt: Was ist aktive Sexual-assistenz? Was ist der Unterschied zur Prostitution? Welche Haltung/Vision steht hinter dieser Arbeit? Für wen kommt Sexualassistenz in Frage? Was ist passive Sexualassistenz? Welche Rolle spielen MitarbeiterInnen und Eltern/ Angehörigen?
WS 9

Not everbody’s doing it. - Perspektiven für die Arbeit mit a_sexuellen Menschen

Annika Spahn

Not everbody’s doing it. - Perspektiven für die Arbeit mit a_sexuellen Menschen

In diesem Workshop geht es um die pädagogische und psychotherapeutische Arbeit mit a_sexuellen Menschen, wobei der Fokus auf a_sexuellen Jugendlichen in und nach ihrem coming out liegen wird. Dazu werden zunächst in Form eines kurzen Inputs grundlegende Begriffe geklärt, wie beispielsweise Begrifflichkeiten des a_sexuellen Spektrums oder der Unterschied zwischen sexueller und romantischer Orientierung. Danach werden verbreitete Vorurteile und Stereotype aufgearbeitet und besonders die Rolle der Medizin und Psychologie in Bezug auf die Pathologisierung von A_sexualität reflektiert. Spezifische Diskriminierungen einer allonormativen Gesellschaft, in der A_sexualität als Normverstoß gelesen wird, werden außerdem herausgearbeitet. Wie sich diese schließlich auf a_sexuelle Menschen auswirken wird mit den Teilnehmenden erarbeitet. Insbesondere die psychosoziale Lage a_sexueller Jugendlicher soll hier im Vordergrund stehen. Zuletzt werden die Teilnehmenden Handlungsoptionen für die praktische Arbeit mit a_sexuellen Menschen erarbeiten, beispielsweise in Bezug auf sexualpädagogische oder therapeutische Arbeit
WS 10

Furries, Aliens und virtuelle Kinder: Der Avatar als Beziehungsschnittstelle

Christoph Burstup Weiss

Furries, Aliens und virtuelle Kinder: Der Avatar als Beziehungsschnittstelle

Mehr als eine Milliarde Avatare werden weltweit von Menschen genutzt - in Online-Rollenspielen und in frei gestaltbaren virtuellen Welten, den sogenannten Multi User Virtual Environments (MUVE). Der Avatar ermöglicht es dem User, in gemeinschaftlich genutzten virtuellen Räumen mit anderen Usern zu interagieren. Der Avatar ist Protagonist einer Erzählung, der ihn steuerne User ist gleichzeitig Regisseur, Schauspieler und Rezipient. Avatare werden genutzt, um Partnerschaften zu schließen, zu heiraten, virtuelle Familien zu gründen und Kommunen zu bilden. Avatare haben Sex und sie besuchen Trauerfeiern – sowohl für gelöschte Avatare, als auch für in der physischen Welt Verstorbene. Avatare dienen als Werkzeuge, um mit Rollen jenseits von ethnischer Herkunft, Geschlechtsidentität und Altersidentität zu experimentieren.
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