Stellungnahme der COURAGE zum Fall Walter alias Waltraud
Unseriöse Berichterstattung der KRONEN ZEITUNG und anderer Medien
Mag. Johannes Wahala, der Leiter der Beratungsstellen COURAGE stellt klar, dass die Person Walter alias Waltraud seitens der Beratungsstelle COURAGE Wien keinerlei Hilfestellungen für eine Personenstand- und Vornamensänderung erhalten hat. Die Berichterstattung der KRONE ist unwahr; der Redakteur Christoph Budin hat diesbezüglich auch nie Kontakt zwecks Recherche mit der COURAGE aufgenommen.
Der Verein COURAGE betreibt österreichweit professionelle psychosoziale Schwerpunkt-beratungsstellen für LGBTIQ-Personen sowie ihre Familien, An- und Zugehörigen nach dem Familienberatungsförderungsgesetz des Bundes (FBFG). Die Aufgabe des Vereins ist die professionelle, anonyme und kostenfreie psychosoziale Beratung bzw. Psychotherapie für LGBTIQ-Personen, also queere Lebensweisen.
Die professionellen Berater*innen der COURAGE verfügen über fundierte Kenntnisse im Bereich gleichgeschlechtliche, bisexuelle, pansexuelle, transgender und intergeschlechtliche Lebensweisen, die einerseits dem heutigen Stand der Human- und Sexualwissenschaften entsprechen und andererseits die besonderen Lebensbedingungen und die daraus resultierenden Lebenssituationen von LGBTIQ-Personen berücksichtigen.
Das multiprofessionelle Team der COURAGE besteht aus Berater*innen der Fachbereiche Partner*innen-, Familien-, Lebens- und Sexualberatung, Psycho- und Sexualtherapie, klinische Psychotherapie, Sozialarbeit, Sexualpädagogik, Psychiatrie und Rechtswissenschaften. Alle Berater*innen sind examinierte Fachkräfte und als solche vom Bundeskanzleramt, Referat Familienberatung und Familienförderung, als professionelle Berater*innen im Sinne des FBFG des Bundes anerkannt.
Die Beratungsstellen COURAGE haben sich im Themenbereich Geschlechtsdysphorie bzw. Genderinkongruenz spezialisiert und sind somit für transident bzw. genderdysphorisch empfindende Menschen sowie ihren Familien, Angehörigen und relevanten Umfeldern zu wichtigen professionellen Anlaufstellen geworden.
Laut internationalen Studien leiden weltweit ca. 0,7-0,8 % an einer Geschlechtsinkongruenz, also einem deutlichen und länger anhaltenden Missempfinden verursacht von der Diskrepanz zwischen der individuellen Genderidentität und dem zugewiesenen Geburtsgeschlecht. Bezüglich einer medizinischen Transition bei der Diagnose „Geschlechtsinkongruenz“ (WHO, ICD-11, HA60) orientieren sich die Beratungsstellen COURAGE klar an den Standards of Care Version 8 der World Professional Association for Transgender Health (WPATH, 2022), den Diagnosemanualen DSM-5 (APA, 2013), ICD-11 (WHO, 2022), den Österreichischen Behandlungsempfehlungen für Erwachsene (BMG, 2015) und für Kinder und Jugendliche (BMG, 2017), der deutschen S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung bei Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Erwachsenenalter sowie der S2k-Leitlinie zur Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter der deutschen Gesellschaften für Sexualwissenschaften und Sexualmedizin.
Die Person Walter alias Waltraud war am 24.09.2024 in der Beratungsstelle COURAGE in Wien vorstellig mit der Absicht einer psychotherapeutischen Stellungnahme für eine Personenstand- und Vornamensänderung. Die Person übergab der Beraterin eine klinisch-psychologische Stellungnahme mit der Diagnose Geschlechtsinkongruenz nach WHO, ICD-11. Diese wurde jedoch vom zuständigen Standesamt nicht anerkannt, da in der klinisch-psychologischen Stellungnahme eine Personenstand- und Vornamensänderung nicht ausdrücklich befürwortet wurde. Die Beraterin der COURAGE verwies die Person wieder an die klinische Psychologin zurück, sagte jedoch auch, dass sie die Angelegenheit mit dem Leiter der COURAGE, Johannes Wahala, besprechen werde. Faktum ist, dass die Beratungsstelle COURAGE Wien der Person weder eine psychotherapeutische Stellungnahme für eine Personenstand- und Vornamensänderung geschrieben und ausgehändigt noch der Person eine Hilfestellung für einen Psychiater gegeben hat. Zu einem vereinbarten Folgetermin ist die Person Walter P. nicht mehr erschienen. Die Aussage des Wiener Landtagsabgeordneten Leo Lugner (FPÖ) in den genannten Medien (05.11.2025), dass „der Verein ‚Courage‘ selbst maßgeblich an der Geschlechtsänderung von ‚Frau Waltraud‘ beteiligt“ war, ist daher falsch.
Klarstellung: In den Beratungsstellen COURAGE wird bei dem Anliegen einer Personenstand- und/oder Vornamensänderung eine ausführliche Diagnostik gemacht, die mehrere Sitzungen mit einer transkundigen Fachperson in Anspruch nimmt. Danach wird die Diagnostik in einer Fallkonferenz besprochen. Erst wenn sich die Diagnostik mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit bestätigt, wird eine Stellungnahme ausgestellt. Bei medizinischer Indikation ist laut den Behandlungsempfehlungen des Gesundheitsministeriums bezüglich einer Geschlechtsinkongruenz eine vorherige dreifache Diagnostik gefordert, nämlich eine klinisch-psychologische, eine psychiatrische und eine psychotherapeutische Diagnostik.
Die Beratungsstellen COURAGE wissen sich unmissverständlich Empfehlungen für den Behandlungsprozess bei Geschlechtsinkongruenz des Bundesministeriums für Gesundheit sowie den internationalen Standards of Care klar verpflichtet. Nur so kann tatsächlich leidenden Menschen geholfen und Missbrauch vorgebeugt werden.
Da die Beratungsstellen COURAGE tagtäglich mit dem tatsächlichen Leiden queerer Menschen konfrontiert sind, bitten wir alle Medien, von solchen unseriösen Berichterstattungen Abstand zu nehmen, da diese in der Gesellschaft emotionalisieren und zu noch größerem Leid und Ängsten von Betroffenen und deren Familien führen.


